15 - Harald Haeuser

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Kaleidoskop - eine Auswahl von Bildern auf Leinwand  (click to see full size)
Malraum

Traubenrotes Wasser pocht auf Einlass
Höhlenblau verliert Samttiefe
Mit schwarzen Hieben treibt der Wille Botschaften.
Erdhäute platzen grüne Antworten.

Schleier fließt, um Grund zu verlieren
Blattwerk lügt sich zu dumpfem Moos
Nur purpurnes Kinderleuchten verneint die Scham
Blau summt den Himmel der Erinnerung.

Deine Schiffe reiben leere Ornamente
Blei erfaßt die Knochen der Leinwandschwimmer
Blutöl heult Fackeln zu Gebäuden
Küstenspuren beißen Zahlen in meinen Sand.

Dumpfe Bäume quellen zu Feuer
Geburtszangen löschen erstickende Früchte
Ein Lungengebot heißt: Lichtverlieren.
Brennende Papiere stürzen in mein Bergwerk.

Tageslanges Erwachen zum Glanz der Nächte
Kalte Hintergründe pulsieren blaues Kerzenöl
Baumwolltücher flehen um Bindung.
Farblarven warten auf die Geburt ihrer Zerstörung.

Soziale Mechanik der Pupillen
Blau vibriert zu Violett - angstverstärkend
Im achten Leben zelebriert Trost im Mark
Federnde Antworten bleiern die Totenkästen.




"Ohne bewußte Kontrolle oder nachträglichem Korregieren “beschreiben” die kurzen Texte mit einem inneren Auge die Visionen des Künstlers. Dabei ist es oft das Aufbauen einer Spannung in den jeweils ersten (drei) Zeilen und einer “Auflösung” in der letzten (vierten) Zeile, welches einen Sprachrhythmus und daraus folgend eine Kausalität der “Ereignisse”  erzeugt. Diese fast musikalische Grundstruktur ermöglicht einen radikal-freien Umgang mit der Grammatik und gebiert Worterfindungen. Es ist eine Sprache, die in ihrem paradoxen Spiel mehr dem Bildhaftem verpflichtet ist und somit einen Zwischenraum für eigentlich “Unsagbares” eröffnet. “
Aus dem Vorwort im Buch “Textspuren inneren Bilder” - Martha Häuser



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